
Die Hemmung gilt gemeinhin als das Herzstück einer mechanischen Uhr und erfüllt zwei grundlegende, doch widersprüchliche Aufgaben: Sie reguliert die Freisetzung gespeicherter Energie und versorgt gleichzeitig die Schwingungen der Unruh kontinuierlich mit Energie. Obwohl das Prinzip einfach erscheinen mag, ist die Entwicklung einer idealen Hemmung für Armbanduhren, welche keine Schmierung benötigt und gleichzeitig industrietauglich ist, eine der größten Herausforderungen der Uhrmacherkunst. Die Schweizer Ankerhemmung bleibt trotz bekannter Nachteile vorherrschend, da alternative Lösungen bisher selten praktikable Vorteile in industriellem Maßstab bieten konnten.
Historischer Hintergrund der Hemmungen Die Schweizer Ankerhemmung, obwohl zuverlässig und robust, erfordert Öl auf ihren Impulsflächen, was langfristig zu Abweichungen und Wartungsbedarf führt. Bereits Ende des 18. Jahrhunderts erfand Abraham-Louis Breguet die sogenannte natürliche Hemmung (échappement naturel), bei der Impulse direkt und tangential auf die Unruh übertragen werden. Diese Konstruktion versprach, Reibung zu eliminieren und somit Schmierung überflüssig zu machen. Trotz dieser theoretischen Vorteile erwies sich Breguets Ansatz als komplex und mechanisch anspruchsvoll. Die natürliche Hemmung erforderte mehrere Zahnräder, was die Fertigung erschwerte und die industrielle Skalierbarkeit nahezu unmöglich machte.
Industrielle Herausforderungen der natürlichen Hemmung Obwohl die natürliche Hemmung bereits vor mehr als zwei Jahrhunderten konzipiert wurde, blieb sie weitgehend eine Randerscheinung in der Uhrmacherei. Ihre mechanische Komplexität und hohe Trägheit sowie Schwierigkeiten bei der präzisen Montage machten sie für die industrielle Produktion unattraktiv. Insbesondere die Instabilität gegenüber Stößen und Erschütterungen war für Armbanduhren, die ständigen Bewegungen ausgesetzt sind, ein erhebliches Hindernis.
Fortschritte durch moderne Technologien In jüngerer Vergangenheit haben Marken wie Laurent Ferrier und F.P. Journe Varianten der natürlichen Hemmung umgesetzt, wobei moderne Technologien wie LIGA-Mikrofabrikation und CNC-Präzisionsbearbeitung eingesetzt wurden. Diese modernen Fertigungsverfahren erlauben es, komplexe Bauteile mit hoher Genauigkeit und engen Toleranzen zu produzieren. Doch trotz dieser technischen Möglichkeiten bleibt die Herstellung und Montage der natürlichen Hemmung arbeitsintensiv und kostenintensiv.
replica Rolex und der industrielle Ansatz Vor diesem Hintergrund erscheint es besonders bemerkenswert, dass Rolex – bekannt für seine systematische und industrielle Herangehensweise – kürzlich ein Patent für eine tangential impulsgebende Doppelrad-Hemmung angemeldet hat. Rolex ist dafür bekannt, innovative Konzepte zu entwickeln und sie auf industrielle Reife zu bringen, wie etwa bei der Chronergy-Hemmung, die durch ihre erhöhte Energieeffizienz Maßstäbe setzte.
Im Gegensatz zu traditionellen Varianten nutzt Rolex in seinem Patent eine Hebelkonstruktion, die als Vermittler zwischen den beiden Hemmungsrädern und der Unruh dient. Obwohl dies einen gewissen Abstand von der ursprünglichen Idee Breguets bedeutet, bringt es entscheidende Vorteile: verbesserte Robustheit, Stabilität und industrielle Realisierbarkeit. Wichtig ist, dass die tangentiale Kraftübertragung erhalten bleibt, wodurch die Schmierung der Impulsflächen weiterhin entfällt.
Technische Innovationen des Rolex-Patents Rolex schlägt zwei Varianten vor: Eine mit doppellagigen Hemmungsrädern, wahrscheinlich aus Nickel-Phosphor, und eine schlankere Version mit monolithischen Silizium-Rädern, die extrem präzise mittels DRIE-Verfahren gefertigt werden können. Beide Varianten zeichnen sich durch reduzierte Komplexität, geringere Trägheit und eine verbesserte Selbststartfähigkeit aus. Die Impulsübertragung erfolgt präzise vor dem Erreichen der maximalen Hebelstellung, was die Startfähigkeit verbessert und gleichzeitig für erhöhte Robustheit sorgt.
Ein weiterer innovativer Aspekt ist die konkave Form der Verriegelungsflächen des Hebels, die für sicheren Halt sorgt und den Rückprall minimiert. Laut Rolex könnte diese Hemmung mit Frequenzen von 3 Hz bis hin zu hohen Frequenzen wie 8 oder 10 Hz betrieben werden, was für eine außergewöhnliche Flexibilität in der Anwendung sorgt.
Ausblick und Perspektiven Die zentrale Frage bleibt, ob dieses Rolex-Patent den Weg in die Serienproduktion findet oder lediglich eine technische Demonstration bleibt. Angesichts der bisherigen Praxis von Rolex, grundlegende Innovationen langfristig und schrittweise zu etablieren, erscheint es plausibel, dass dieser Schritt ein langfristiges Ziel verfolgt. Die natürliche Hemmung könnte dabei nicht nur eine technologische, sondern auch eine kommerzielle Revolution einleiten, indem sie wartungsärmere, präzisere und zuverlässigere Uhren ermöglicht.
Insgesamt zeigt dieses Patent, dass Rolex trotz des Erfolgs bestehender Technologien wie der Chronergy-Hemmung ständig nach neuen Wegen sucht, um die Präzision und Zuverlässigkeit mechanischer Uhren weiter zu steigern. Diese Innovationsbereitschaft unterstreicht den anhaltenden Führungsanspruch von Rolex in der Uhrmacherkunst und könnte einen Paradigmenwechsel in der Uhrentechnologie einläuten.