Grand Seiko Mistflake SBGE285 und SBGE283 – Kollektion Evolution 9

Die Grand Seiko Mistflake SBGE285 und ihre Schwester, die SBGE283, sind zwei Neuzugänge in der Evolution 9 Kollektion der Marke. Beide Modelle, die auf der Watches & Wonders 2022 vorgestellt wurden, sind mit einer GMT-Funktion ausgestattet und verfügen über ein hochpräzises Spring Drive Uhrwerk. Angus Davies, ein Liebhaber der Marke, berichtet über seine Beobachtungen.

Grand Seiko Mistflake SBGE285

Am Anfang

Die erste Grand Seiko Uhr wurde 1960 vorgestellt. Sie hatte ein traditionelles Aussehen, einen Durchmesser von 35 mm und war mit einem Handaufzugswerk mit einer Ganggenauigkeit von 18.000 Umdrehungen pro Minute (2,5 Hz) ausgestattet. Dauphine-förmige Stunden- und Minutenzeiger arbeiten mit applizierten Indexen zusammen, um die Zeit klar abzulesen. Das Modell war ein Chronometer, und das Zifferblatt trug die Aufschrift Diashock 25 jewels”. Interessanterweise gab es keinen einprägsamen Namen, aber im Laufe der Zeit haben Liebhaber die Uhr immer häufiger nach ihrem Uhrwerk, der Referenz 3180, benannt. Diese frühen Modelle sind inzwischen zu begehrten Sammlerstücken geworden.

Abbildung – Referenz 3180 (1960)

Vor der Vorstellung der Grand Seiko lautete die Vorgabe, dass sie der ultimative Ausdruck des Besitzes einer Seiko sein sollte. Das mit ihrer Entwicklung beauftragte Team musste sich an strenge Grundsätze halten, nämlich “Präzision, Lesbarkeit und Schönheit”. Außerdem sollte jede Uhr bequem zu tragen, langlebig und praktisch sein.

Bild – Referenz 3180 Platin (1960)

Evolution – das Streben nach kontinuierlicher Verbesserung

1964 brachte Grand Seiko seine erste Handaufzugsuhr mit Datumsfunktion heraus. Drei Jahre später, im Jahr 1967, stellte die japanische Marke ihre erste Automatikuhr vor. Außerdem brachte sie die “44GS” heraus, ein Modell, das das Design zukünftiger Grand-Seiko-replica Uhren stark beeinflussen sollte.

Bild – 44GS (1967)

Von Anfang an war der Gedanke der “kontinuierlichen Verbesserung” ein grundlegendes Element des GS-Paradigmas. So brachte die Marke 1960 drei “Hi-Beat”-Modelle auf den Markt, darunter ein Automatikmodell (61GS), eine manuelle Version (45GS) und eine Damenreferenz (19GS). Die Unruh in allen drei Modellen hatte eine Kadenz von 36.000 Umdrehungen pro Minute (5 Hz).

Es gibt einige potenzielle Probleme mit Hochfrequenzwerken. Dazu gehören erhöhter Verschleiß, hoher Schmiermittelverbrauch und oft eine geringere Gangreserve. Aus diesen Gründen bieten viele Marken keine Hochfrequenzwerke an. Grand Seiko hat jedoch alle diese Hindernisse überwunden und sich mit seinen HI-BEAT-Modellen einen guten Ruf erworben. Zu den Vorteilen der Hochfrequenz-Uhrwerke gehören eine höhere Gangstabilität und eine geringere Anfälligkeit für Positionsfehler.

In den 1970er Jahren hatte der Seiko-Ingenieur Yoshikazu Akahane die geniale Idee, die traditionelle mechanische Uhrmacherkunst mit elektronischer Technologie zu kombinieren. Akahane verbrachte über 25 Jahre mit der Entwicklung des Know-hows, bevor 1999 die erste Seiko-Uhr mit seinem “Spring Drive”-Werk (SBWA001) vorgestellt wurde. Fünf Jahre später, im Jahr 2004, wurde das Spring Drive Uhrwerk zum ersten Mal in einer Grand Seiko Uhr eingesetzt.

Ähnlich wie bei einer Uhr mit Schweizer Ankerhemmung wird die Zugfeder entweder manuell oder mit Hilfe einer Schwungmasse (automatisch) gespannt. Das erzeugte Drehmoment wird dann durch eine Reihe von Rädern übertragen, die als “Räderwerk” bezeichnet werden. Hier enden jedoch die Ähnlichkeiten.

Bei einer herkömmlichen mechanischen Uhr wird das Drehmoment des Räderwerks an die Hemmung weitergeleitet. Die Hemmung erfüllt zwei Aufgaben: Sie gibt der Unruh einen Impuls, der sie zum Schwingen bringt, und sie verriegelt bzw. entriegelt das Räderwerk und steuert so den Ablauf der Zeit.

Das Federantriebssystem ist unglaublich raffiniert. Ein Teil des Drehmoments der Zugfeder wird an den “Tri-Synchro-Regulator” weitergeleitet, eine Komponente, die mechanische Energie in elektrische Energie umwandelt, bevor sie an einen Kristalloszillator (Quarz) weitergeleitet wird. Der Oszillator sendet dann ein Signal an eine elektromagnetische Bremse, die wiederum das “Gleitrad” steuert. Dieses Rad dreht sich achtmal pro Sekunde und steuert so den Zeitablauf. Der Vorteil des Federantriebssystems besteht darin, dass es im Vergleich zu einer herkömmlichen Schweizer Ankerhemmung eine weitaus höhere Präzision bietet. Während sich der zentrale Sekundenzeiger einer Uhr mit Schweizer Ankerhemmung in kurzen Schritten vorwärts bewegt, gleitet der Zeiger einer Spring-Drive-Uhr sanft dahin und wirkt wunderbar ruhig.

Kollektion Evolution 9 – eine neue Ära

Grand Seiko hat sich nie auf seinen Lorbeeren ausgeruht. In der Tat hat es seine Produkte immer wieder erneuert und verfeinert. Im Jahr 2020 brachte das Unternehmen die Grand Seiko 60th Anniversary Limited Edition SLGH002 heraus. Der in einem 18-Karat-Gelbgold-Gehäuse untergebrachte Zeitmesser ist mit einer pulchritudinösen Ausstrahlung gesegnet. Das Glanzstück ist jedoch das Automatikwerk, das Kaliber 9SA5. Im Gegensatz zu seinen Vorgängern verfügt das Werk über eine Doppelimpulshemmung in Kombination mit einer Hochfrequenzunruh (5 Hz). Die Doppelimpulshemmung verbraucht weniger Energie, was sich in der stolzen Gangreserve von 80 Stunden widerspiegelt. Zu den weiteren Raffinessen gehören eine frei gefederte Unruh, eine Überspiralfeder, ein horizontales Räderwerk und eine beeindruckende Endbearbeitung.

Grand Seiko 60th Anniversary Limited Edition SLGH002

Bild – Grand Seiko 60th Anniversary Limited Edition SLGH002 (2020)

Letztes Jahr brachte die japanische Marke die SLGH005 mit einem ungewöhnlichen, strukturierten Zifferblatt heraus, das “von der Schönheit weißer Birkenwälder inspiriert” ist. Ausgestattet mit dem bereits erwähnten Uhrwerk Kaliber 9SA5, verbindet die Uhr mechanische Virtuosität mit exquisiter Lebensart. Das Zifferblatt ist dem Aussehen der Shirakaba” nachempfunden, den weißen Birken, die in der Nähe des Shizukuishi-Ateliers des Unternehmens wachsen. Das 40-mm-Edelstahlgehäuse wird der legendären Zaratsu-Poliertechnik der Marke unterzogen, die für eine besonders glatte, verzerrungsfreie Oberfläche sorgt.

Die Einführung des SLGH005 läutete eine neue Ära des GS-Designs ein, die “Evolution 9 Style”. Die Designsprache respektiert das Erbe der Marke und enthält gleichzeitig einige neue, moderne Elemente. Das Designteam von Grand Seiko hat meisterhaft mit Licht und Schatten sowie mit den vielen Zwischentönen gespielt. Der obere Rand der Lünette der SLGH005 ist gebürstet und bildet einen Kontrast zum Gehäuse. In Japan ist die Wertschätzung für die Natur weit verbreitet, was sich auch auf dem Zifferblatt der SLGH005 widerspiegelt.

Bild – SLGH005 (2021)

Ein weiterer bemerkenswerter Unterschied zwischen der SLGH005 und vielen ihrer Vorgänger besteht in der verbesserten Ablesbarkeit der Zifferblätter. Im Geiste der kontinuierlichen Verbesserung hat die japanische Marke in der Tat viel Aufwand betrieben, um die Ablesbarkeit ihrer neuesten Zifferblätter zu verbessern. So sind zum Beispiel die Zeiger kühner und haben jetzt abgeschnittene Spitzen, und die Indexe weisen mehr Facetten auf und erscheinen dreidimensional. Auch das Gehäusedesign hat sich weiterentwickelt. Es hat jetzt einen niedrigeren Schwerpunkt und breite Bandanstöße, die dafür sorgen, dass die Uhr sicher am Handgelenk sitzt und einen hohen Tragekomfort bietet.

Kurz nach ihrem Erscheinen erregte die SLGH005 die Aufmerksamkeit der Uhrenwelt und gewann beim Grand Prix d’Horlogerie de Genève den Preis für Herrenuhren”.

Seit der Einführung der SLGH005 ist die Evolution 9 Kollektion gewachsen und umfasst nun eine Reihe von Modellen, die entweder mit einer Doppelimpulshemmung oder einem Spring Drive System ausgestattet sind. Jetzt hat die Marke die Grand Seiko Mistflake SBGE285 herausgebracht, einen neoterischen Zeitmesser, der mit einem Spring-Drive-Werk ausgestattet ist.

Die Grand Seiko Mistflake SBGE285 – Teil der Evolution 9 Kollektion

Grand Seiko hat auf der Watches & Wonders zwei Modelle vorgestellt, die bis auf das Zifferblatt die gleichen Spezifikationen aufweisen. Die Grand Seiko SBGE283 hat ein glattes, schwarzes Zifferblatt, während die SGBE285 mit einem hellgrauen, strukturierten Zifferblatt ausgestattet ist. Es ist die letztgenannte Referenz, auf die ich mich im Folgenden konzentrieren möchte.

Bild – SBGE283

Das Zifferblatt

Die Stunden- und Minutenzeiger sind im Stil der “Evolution 9” gehalten und ähneln auf den ersten Blick den Zeigern der SLGH002. Bei genauerem Hinsehen werden Sie jedoch feststellen, dass sie mit “Lumibrite” ausgekleidet sind, einer Behandlung, die die Ablesbarkeit bei schwachem Licht verbessern soll. Die Indexe sind mit einem zentralen Lumibrite-Streifen versehen, der zwischen glänzenden Elementen eingebettet ist. Die Ränder sind facettiert und werden vom vorhandenen Licht leicht erfasst. Der Index für die Mittagszeit ist doppelt so breit, was ihn von anderen Stundenmarkierungen unterscheidet.

Grand Seiko ist ein Synonym für die Herstellung von Uhren mit strukturierten Zifferblättern. Das “Snowflake”-Zifferblatt ist legendär und wird von Uhrenliebhabern sehr geschätzt. Das Zifferblatt der Mistflake SBGE285 ist wunderschön gestaltet und wurde nach Angaben der Marke “durch den Morgennebel im Winter in der Shinshu-Region inspiriert, der oft ein Vorbote eines sonnigen Tages ist”. Darüber hinaus ist die graue Farbe ein ungewöhnlicher Farbton, der in der Uhrenindustrie selten verwendet wird und einen interessanten Unterschied darstellt.

Die Uhr ist mit einer GMT-Funktion ausgestattet, eine sehr nützliche Komplikation, insbesondere für Vielflieger. Die “Ortszeit” wird mit dem dominanten Stunden- und Minutenzeiger angezeigt. Die “Heimatzeit” wird mit einem schwarzen Zeiger angezeigt, der mit einer Leuchtspitze versehen ist. Dieser Zeiger wird in Verbindung mit der Lünette verwendet, die mit einer 24-Stunden-Skala versehen ist und als nützliches Hilfsmittel dient, um anzuzeigen, ob es zu Hause Tag oder Nacht ist. In der Abbildung zeigt der GMT-Zeiger an, dass es kurz nach 1000 Uhr zu Hause ist. Grand Seiko hat sich dafür entschieden, den GMT-Zeiger nicht in leuchtenden Farben zu gestalten, eine Entscheidung, der ich zustimme.

Während viel über “neu” diskutiert wird, ist die Datumsanzeige erfreulich vertraut. Seit vielen Jahren hat Grand Seiko die Schriftart und die Skalierung der einzelnen Ziffern optimiert, um die beste Lesbarkeit zu gewährleisten.

Zwischen 8 und 9 Uhr befindet sich eine Gangreserveanzeige, die den Status der Aufzugsfeder anzeigt. Die Minutenanzeige befindet sich auf dem Zifferblattrand, der die Anzeige umgibt.

Der Fall

Mit einem Durchmesser von 41 mm dürfte die Grand Seiko Mistflake SBGE285 den meisten Trägern gefallen. Sowohl das Gehäuse als auch das Armband sind aus hochintensivem Titan gefertigt. Nach Angaben der Marke ist das Material “etwa 30 % leichter als Edelstahl und heller in der Farbe”. Titan bietet aber auch noch weitere Vorteile. So ist es zum Beispiel antimagnetisch und hypoallergen.

Die SBGE285 ist auf Sportlichkeit ausgelegt, daher sind die Bandanstöße breiter und die Armbänder robuster. Natürlich hat die Marke viel Energie auf die Ergonomie des Uhrenkopfes verwendet, um ein optimales Gefühl am Handgelenk zu gewährleisten. Das Gehäuse und das Armband sind so konzipiert, dass sie einen niedrigen Schwerpunkt haben, damit die Uhr sicher und bequem am Handgelenk sitzt. Darüber hinaus trägt das gewölbte Profil des Gehäuses zu einer angenehmen Verbindung mit dem Arm des Trägers bei.

Bei der Gestaltung der Lünette mit der 24-Stunden-Skala hat Grand Seiko eine neue Schriftart entwickelt. Die gewählte Schriftart trägt zur modernen Ausstrahlung des Modells bei und lässt sich mühelos ablesen. Die Bandanstöße sind mit einer ausgeprägten, abgeschrägten Kante versehen. An der rechten Flanke des Gehäuses setzt sich diese abgeschrägte Kante bis zum Kronenschutz fort, der so konzipiert wurde, dass er sowohl bei sportlichen Aktivitäten als auch im Alltag nicht an den Ärmeln hängen bleibt”.

Grand Seiko Mistflake SBGE285 and SBGE283 - Evolution 9 Collection

Auf der Rückseite der Uhr gibt ein durchsichtiger Gehäuseboden den Blick auf das Spring Drive 9R66 Uhrwerk frei.

Die Bewegung

Das Kaliber 9R66 wurde erstmals 2006 vorgestellt, nur zwei Jahre nach der Einführung des ersten Federzugwerks, des Kalibers 9R65. Das Uhrwerk hat sich einfach bewährt und ist bei Uhrenliebhabern sehr beliebt.

Im Vergleich zu einer herkömmlichen mechanischen Uhr bietet ein Spring Drive Uhrwerk eine weitaus höhere Präzision. Die Grand Seiko Mistflake SBGE285 zum Beispiel bietet eine Ganggenauigkeit von ± 15 Sekunden pro Monat.

Wenn das Uhrwerk vollständig aufgezogen ist, kann die Uhr bis zu 72 Stunden lang autonom laufen.

Schlussbemerkungen

Seit 1960, als Grand Seiko seine erste Uhr auf den Markt brachte, hat das Unternehmen nie aufgehört zu innovieren. Im Laufe der Jahre haben sich das Unternehmen und seine Produkte weiterentwickelt. Die kontinuierliche Weiterentwicklung der Marke wurde im Jahr 2021 mit der Einführung der Evolution 9 Collection unterstrichen, die den passenden Namen trägt.

Grand Seiko bietet weiterhin die Heritage-, Masterpiece- und Sport-Kollektionen an, doch auf der diesjährigen Watches & Wonders hat das Unternehmen den Schwerpunkt auf die Erweiterung seiner Evolution 9 Kollektion gelegt. Jede der Neuheiten hat ihre eigene Spezifikation und ihren eigenen Charakter, doch sie alle stehen für zeitgenössisches Design. Darüber hinaus steht jede neue Referenz für die ursprünglichen Ziele der Marke: Präzision, Lesbarkeit und Schönheit”.

Während das Bauhaus mit der Philosophie “Form folgt Funktion” assoziiert wird, ist der Ansatz von Grand Seiko ein anderer. Form und Funktion sind zwar gleich wichtig, aber gleichzeitig bezieht sich die Marke mit ihren Designs auch gerne auf die Natur.

Die Zifferblätter der Grand Seiko Mistflake SBGE285 und SBGE283 sind wunderschön, auch wenn mein persönlicher Favorit das exquisit strukturierte graue Segeltuch der SBGE285 ist. Als das japanische Unternehmen das erste Mitglied der Evolution 9 Kollektion, die SLGH005, vorstellte, war ich beeindruckt von der kuscheligen Umarmung der Uhr, die sich um mein Handgelenk legte. Die neuesten Modelle setzen diese Verwöhnung des Handgelenks fort und achten dabei besonders auf die Ergonomie. Und schließlich bietet das bewährte Kaliber 9R66 eine erneute Leistung mit bemerkenswerter Präzision und einem ruhigen, gleitenden Sekundenzeiger.

Wie die Geschichte gezeigt hat, steht Grand Seiko niemals still. In der Tat ist die Marke ein glühender Anhänger der kontinuierlichen Verbesserung und beweist immer wieder ihren unerschütterlichen Willen, die Kundenbegeisterung zu steigern.