Decodierung des revolutionären Rolex Dynapulse-Hemmungssystems und des Kalibers 7135

Rolex hat sich verändert – und zwar nicht marginal, sondern signifikant. Lange Zeit stand die Marke für kontinuierliche, aber meist zurückhaltende Weiterentwicklung ihrer Kollektionen. Neue Zifferblattfarben, subtile technische Verbesserungen – das waren lange Zeit die Konstanten der Marke replica Rolex. Doch unter der Leitung von Jean-Frédéric Dufour, intern schlicht „JFD“ genannt, erleben wir nun eine beeindruckende Transformation. Die Präsentation auf der Watches and Wonders 2025 markierte dabei nicht nur einen Bruch mit Traditionen, sondern vielmehr einen Quantensprung in der Uhrmacherkunst. Besonders deutlich wird dies beim neuen Kaliber 7135 und dessen Herzstück – der revolutionären Dynapulse-Hemmung.

Was Dynapulse nicht ist und was es tatsächlich ausmacht, erfordert eine genaue Betrachtung. Erste Spekulationen deuteten auf eine „natürliche Hemmung“ hin, wie sie einst Abraham-Louis Breguet entwickelte. Doch Dynapulse folgt einem vollkommen eigenen Konzept. Um diese Innovation fachgerecht einzuschätzen, konsultierten wir Karsten Fraessdorf, einen erfahrenen Meisteruhrmacher, dessen Expertise uns hilft, die Komplexität dieser Neuheit zu verstehen.

Die Dynapulse-Hemmung besteht hauptsächlich aus zwei Schlüsselelementen: hoher Frequenz und enormer Energieeffizienz. Während traditionelle Hemmungen wie die Schweizer Ankerhemmung oder Breguets natürliche Hemmung bekannte Ansätze verfolgen, bietet Rolex hier etwas gänzlich Neuartiges. Frank Vernay, Leiter der Werkentwicklung bei Rolex, beschreibt Dynapulse treffend als „sequentielle Verteilerhemmung“, die eine um etwa 30 % höhere Effizienz bietet als die konventionelle Schweizer Ankerhemmung – und dabei kaum zusätzlichen Raum beansprucht.

Technologisch betrachtet handelt es sich um eine indirekt-tangentiale Doppelradhemmung, deren zentrale Komponenten fast vollständig aus Silizium bestehen. Diese Materialwahl ermöglicht eine besonders hohe Präzision und extreme Verschleißfestigkeit. Das Hauptziel dieser Entwicklung lag darin, die Frequenz auf 5 Hz zu erhöhen – ein bedeutender Fortschritt hinsichtlich Ganggenauigkeit – ohne dabei den Energieverbrauch zu steigern oder zusätzlichen Platzbedarf zu erzeugen.

Die Neuartigkeit der Dynapulse-Hemmung zeigt sich besonders deutlich im Aufbau ihrer zwei Hemmungsräder. Während bei klassischen Hemmungen beide Räder direkt mit dem Räderwerk verbunden sind, ist bei Dynapulse nur eines der beiden Räder aktiv angetrieben. Das zweite Rad wird durch das erste indirekt bewegt, was die mechanische Komplexität deutlich reduziert. Der Impuls erfolgt nicht direkt auf die Unruh, sondern über einen speziellen Impulsanker, der präzise Impulse zur Steuerung und Entriegelung überträgt. Karsten Fraessdorf vergleicht diesen Vorgang mit einem Sprinter, dem statt zusätzlichem Gewicht sogar noch eine Anschubhilfe gegeben wird, wodurch Effizienzverluste drastisch minimiert werden.

Die wahre Innovation zeigt sich auch in der Konstruktion der Hemmungsräder selbst: Statt 15 oder 20 Zähnen verfügen sie nur über jeweils sechs Zähne. Dies reduziert nicht nur das Gewicht, sondern verringert auch die Fliehkräfte dramatisch. Die Konstruktion der Zähne mittels Deep Reactive Ion Etching (DRIE) erzeugt Oberflächen mit einer konvexen Geometrie, wodurch Gleitreibung vermieden und stattdessen ein rollender Kontakt erzeugt wird. Rolex betont zudem, dass diese Räder nahezu ölfrei laufen könnten – wobei dennoch eine hochpräzise Ölschmierung auf Nanoliter-Niveau angewendet wird, um optimale Langzeitstabilität sicherzustellen.

Ein weiterer Aspekt des Kalibers 7135, der bemerkenswert ist, betrifft den Unruhzapfen, gefertigt aus einer extrem widerstandsfähigen weißen Keramik. Diese spezielle Keramik ist poliert auf nanometrischer Ebene und bietet so höchste Widerstandsfähigkeit gegen Stöße und minimale Reibung. Zusätzlich hat Rolex für die Unruh ein neuartiges, bleifreies Messing entwickelt (CuZn21Si3P), das verbesserte antimagnetische Eigenschaften aufweist und somit ideal für präzisionsorientierte Zeitmessung ist.

Ebenfalls revolutionär ist die Verwendung der Syloxi-Spiralfeder aus Silizium. Diese wurde speziell für die höhere 5-Hz-Frequenz des Kalibers 7135 optimiert, mit dickeren, neu geformten Windungen, die eine erhöhte Stabilität und Stoßfestigkeit bieten. Auch die Paraflex-Stoßsicherungen wurden speziell angepasst, um die Unruhwelle zuverlässig zu fixieren und sie nach Stößen präzise zu repositionieren.

Neben diesen bahnbrechenden Neuerungen investierte Rolex auch erheblich in automatisierte Fertigungsmethoden, um die Skalierbarkeit dieser Innovation zu gewährleisten. Hochmoderne CNC-Maschinen und Robotik erlauben eine konstant hohe Präzision bei gleichzeitig gesteigertem Produktionsvolumen. Dies macht die Dynapulse-Technologie nicht nur technisch beeindruckend, sondern auch wirtschaftlich tragfähig für die Großserienproduktion.

Fasst man alle technischen Details zusammen, wird deutlich, dass Rolex mit der Dynapulse-Hemmung nicht nur eine technische Meisterleistung vollbracht hat, sondern die mechanische Uhrmacherei neu definiert. Die Dynapulse-Technologie erlaubt Rolex, eine deutlich höhere Präzision zu erreichen, ohne den Energieverbrauch zu erhöhen – eine Kombination, die bis dato in industrieller Fertigung unerreicht war.

Abschließend lässt sich mit den Worten von Karsten Fraessdorf festhalten: Rolex hat bewiesen, dass selbst etablierte Systeme wie die Schweizer Ankerhemmung, die seit über 250 Jahren dominiert, revolutioniert werden können. Die Marke setzt mit Dynapulse nicht nur neue technische Standards, sondern zeigt eindrucksvoll, dass traditionelle Grenzen der Uhrmacherei neu definiert werden können. Dynapulse steht damit symbolisch für Rolex‘ neuen Innovationsgeist und den Mut, technologische Evolution aktiv und konsequent voranzutreiben.